Mein Name ist Jázmin, ich komme aus Bulgarien und ich bin Sexarbeiterin, da ich trotz meines Abschlusses keine Arbeit in meinem Heimatland finde. Früher habe ich mir mit Kolleginnen eine Wohnung geteilt. Dort konnte ich selbstbestimmt und sicher arbeiten. Seit dem Arbeitsverbot besuche ich meine Kunden zu Hause, da ich mein Leben finanzieren muss.
Mein Name ist Dana, ich komme aus Ungarn und ich bin Sexarbeiterin. Vor der Corona-Krise habe ich in einem Club als Domina gearbeitet, da mir mein Beruf Spaß machte und ich viel Geld verdiente. Seit dem Arbeitsverbot bin ich arbeitslos, bekomme aber kein ALG II, da ich keinen offiziellen Wohnsitz in Deutschland habe. Ich bin also gezwungen heimlich zu arbeiten, obwohl ich fürchte mich mit Covid-19 anzustecken.
Mein Name ist Mila, ich komme aus Rumänien und ich bin Sexarbeiterin, da ich möchte, dass es meine Kinder einmal besser haben als ich. Vor Corona habe ich in einem Bordell gearbeitet. Dort war es warm, sauber und sicher. Heute arbeite ich – trotz des Verbots – auf dem Straßenstrich, da ich meine Familie weiterhin unterstützen muss.
Mein Name ist Chai, ich komme aus Thailand und ich bin Sexarbeiterin. Vor der Pandemie habe ich in einem Massagesalon gearbeitet, da ich dort – trotz fehlender Abschlüsse – viel Geld verdiente und ein gutes Leben in Deutschland führen konnte. Jetzt arbeite ich trotz Verbot privat, da ich fürchte, dass ich meine Aufenthaltserlaubnis verliere, wenn ich Sozialleistungen beantrage.
Wie Jázmin, Dana, Mila und Chai geht es mindestens 40.000 angemeldeten Sexarbeiter*innen und vielen andren, die sich aus Angst vor einem Outing, vor weiterer Stigmatisierung und vor gesellschaftlichen Vorurteilen nicht angemeldet haben. Sie erhalten keine Wirtschaftshilfen und nur in Ausnahmefällen Sozialleistungen. Sie sind also gezwungen – trotz des aktuellen Arbeitsverbotes und trotz des Risikos einer Infektion mit Covid-19 – an unsicheren Orten und aus einer schwachen Position heraus zu arbeiten. Sie sind auf jede*n Kund*in angewiesen, egal was gefordert oder gezahlt wird. Wir als KASSANDRA solidarisieren uns anlässlich des internationalen Hurentages mit allen Sexarbeitenden! Wir fordern die gesellschaftliche und rechtliche Gleichstellung von Sexarbeiter*innen. Hierzu gehört insbesondere in Zeiten von Corona schnelle und unbürokratische staatliche Unterstützung in Form von Zugang zu Sozialleistungen. Ebenfalls fordern wir unter Einhaltung spezieller Hygienekonzepte die schnelle und unverzügliche Wiedereröffnung von Bordellen und Arbeitswohnungen. Diese stellen sichere und gute Arbeitsplätze für Sexarbeiter*innen da. Eine Verzögerung der Wiedereröffnung führt lediglich dazu, dass legale, sichere und gute Arbeitsplätze zerstört werden.
KASSANDRA e.V. – Beratungsstelle für Sexarbeiter*innen Endterstraße 6
90459 Nürnberg
www.kassandra-nbg.de
Music by Lukas Glaser: